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  • Konzepte und Erkenntnisse zur Qualifizierung pädagogischer Fachkräfte für die (multi)professionelle Kooperation in der inklusiven Bildung
    Bd. 5 Nr. 3 (2023)

    Mit der Entwicklung eines inklusiven Bildungssystems gehen für die beteiligten Institutionen und Personen eine Reihe von Aufgaben und Herausforderungen einher. Ein zentrales Thema, das bereits mit Beginn der Diskussionen um integrative (schulische) Bildung gesetzt wurde, stellt dabei die Kooperation bzw. Zusammenarbeit verschiedener an pädagogischen Prozessen beteiligter Personen, Professionen und Institutionen dar. Die Arbeit im Team wird als eine „unabdingbare Voraussetzung“ (Arndt et al., 2017, S. 27; Lütje-Klose & Urban, 2014) für einen erfolgreichen inklusiven Unterricht betrachtet. Dementsprechend liegen mittlerweile national und international zahlreiche Befunde zur Kooperation im Kontext inklusiver Bildung vor (vgl. Kreis, Wick & Kosorok Labhart, 2016; Muckenthaler, 2021; Neumann, 2019; Serke & Streese, 2022; Werning & Arndt, 2013).

    Die empirischen Ergebnisse weisen insbesondere darauf hin, dass Kooperation in schulischen und anderen pädagogischen Kontexten kein Selbstläufer ist, sondern mit zahlreichen Herausforderungen und Schwierigkeiten verbunden ist, für die Institutionen und Personen Lösungen und Umgangsweisen entwickeln müssen. So stellen z.B. Hamacher und Seitz (2020) in der Untersuchung kooperativer Praktiken in der inklusiven frühen Bildung fest, dass diese „nicht umstandslos eine ertragreiche Zusammenführung vielfältiger Perspektiven bewirken und nicht ‚automatisch‘ zum Qualitätshebel werden“ (S. 32). Vergleichbare Schlussfolgerungen finden sich auch im Bereich der schulischen Inklusion (Muckenthaler, 2021, S. 67ff.) oder auch der Kooperation zwischen verschiedenen pädagogischen Einrichtungen (Arnoldt, 2022).

    Um den Herausforderungen auf individueller und institutioneller Ebene angemessen begegnen zu können, erscheint daher eine entsprechende Qualifizierung des zukünftigen und auch des aktuellen pädagogischen Personals mehr als sinnvoll, um das unbestritten vorhandene Potential der Kooperation besser ausschöpfen und für eine inklusive Entwicklung nutzbar machen zu können. Wie dies, z.B. im Kontext der Lehrer:innenbildung gelingen kann, ist eine bislang weitgehend unbeantwortete Frage, der im Rahmen dieser Ausgabe weiter nachgegangen werden soll. Mit diesem Heft möchten wir Sie dazu einladen, sich mit aktuellen Diskussionen zur Qualifizierung für die (multi)professionelle Kooperation im Kontext von inklusiver Bildung auseinanderzusetzen. Die Beiträge befassen sich auf eine vielfältige Weise mit konzeptionellen und empirischen Fragestellungen, darunter etwa die Herausforderungen der Kooperation, geeignete Aus- und Weiterbildungskonzepte, sowie die Weiterentwicklung von Kooperationsstrukturen in pädagogischen Einrichtungen und mögliche erforderlichen Maßnahmen zur Unterstützung der Qualifizierung des pädagogischen Personals und der Institutionen.

    Marie-Ann Kückmann eröffnet mit ihrem Beitrag „Vom Schieben und geschoben werden…“ Grundlegungen zu einer multiperspektivischen Qualifizierung (mpQ) zur Förderung multiprofessioneller Teamarbeit (mpT) im Kontext inklusiver Bildung“ das Heft. Sie gibt eine theoriegeleitete Begründung zu Referenzsystemen, die die Komplexität des sozialen Konstrukts multiprofessioneller Teamarbeit im Spannungsfeld von sowohl Struktur- als auch Handlungsmomenten beleuchten und konstatiert entsprechende Qualifizierungskonzepte. Der vorliegende Artikel versucht diesbezüglich sowohl aus theoretischer als auch aus empirischer Perspektive vertiefende Einsichten in die multiprofessionelle Teamarbeit im Kontext inklusiver Bildung zu eröffnen. Die Autorin skizziert hierauf aufbauend erste Anschlussstellen für mögliche Qualifizierungskonzepte und stellt damit einen Ausgangspunkt für eine wissenschaftlich fundierte Gestaltungsarbeit dar.

    Im zweiten Beitrag des Thementeils dieser Ausgabe „Selbstinszenierungspraktiken als Weg zu Stärkenorientierung, Selbstbestimmung und Teilhabe – eine Kollegiale Weiterbildung für multiprofessionelle Akteursgruppen im (inklusiven) Übergang Schule-Beruf“ stellen Heike Kundisch, H.-Hugo Kremer und Franziska Otto ein Qualifizierungsformat für (multi)profesionelle Bildungsakteur:innen vor, das zur entwicklungsförderlichen Nutzung von Selbstinszenierungspraktiken dient. In ihrem Beitrag präsentieren sie den Projektrahmen samt Konzeption und Entwicklung des Weiterbildungsformats sowie methodische und inhaltliche Grundlagen zur ‚Kollegialen Weiterbildung‘, welcher im Kontext von Jugendlichen in ausbildungsvorbereitenden Bildungsgängen (Übergang Schule-Beruf) mit besonderem Förderbedarf angesiedelt ist. Die Autor:innen arbeiten dabei den Zugang über eine Grundlegung zur Selbstinszenierung heraus und zeigen dessen Potenziale im Kontext inklusiver Berufsbildung auf. Über die Darstellung des Rahmenkonzepts gelingt den Autor:innen die Darlegung einer ersten Orientierungshilfe, sie stellen jedoch auch Herausforderungen, die auf entsprechende Qualifizierungsbedarfe für Bildungsakteur:innen hinweisen, dar.

    Sandra Lammerding, Silvia Fränkel, Petra Hanke und René Schroeder widmen sich in ihrem Beitrag „Gelingensbedingungen und Herausforderungen der Kooperation von Studierendentandems im Praxissemester“ der Kooperation von Lehrkräften verschiedener Lehrämter. Kooperation sehen die Beitragenden als wesentliche Gelingensbedingung, aber auch als Herausforderung im Umgang mit Heterogenität innerhalb des Kontexts Schule. Sie skizzieren das Modellprojekt „Inklusion – Kooperation in (multi)professionellen Teams in der Primarstufe“, das sich zum Ziel gemacht hat, die Kooperation von Lehrkräften innerhalb entsprechender Ausbildungsinhalte und -formate in der universitären Hochschullehre zu verankern. Das Projekt zielt darauf ab, Studierende des Lehramts Grundschule und des Lehramts sonderpädagogischer Förderung innerhalb einer gemeinsamen Seminararbeit mit dem Thema Kooperation in Kontakt zu bringen. Der Beitrag diskutiert die Frage, wie die Tandemarbeit von den Studierenden im Praxissemester erlebt wird und dies für den Professionalisierungsprozess genutzt werden kann.

    Daran thematisch anschließend befasst sich Alessa Schuldt in ihrem Beitrag „Multiprofessionelle Kooperation als Zielperspektive der universitären Lehrer*innenbildung. Systematisches Literaturreview zu Ausbildungsangeboten für Lehramtsstudierende und deren Wirkung im Kontext der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ mit der Darstellung einer systematischen Übersicht im Stil des systematischen Literaturreviews. Dabei gelingt es der Autorin zentrale konzeptionelle Ergebnisse und empirische Befunde zu dem aktuellen Forschung- und Entwicklungsstand von Ausbildungsformaten für eine inklusionssensible Lehrer:innenbidlung aufzuzeigen. Schuldt diskutiert in ihrem Aufsatz abschließend mögliche Implikationen für die inklusionssensible Lehrer:innenbildung.

    Lisa-Katharina Möhlen, Tina von Dapper-Saalfels und Carolin Bätge thematisieren in ihrem Beitrag „Multiprofessionelle Kompetenzen für eine inklusionsorientierte Professionalisierung im Studium des allgemeinen Lehramts – Perspektiven aus Niedersachsen“ die Vermittlung von multiprofessionellen Kompetenzen in der allgemeinen Lehramtsausbildung mit dem Ziel, Lehrpersonen vor dem Hintergrund eines weiten Inklusionsverständnisses auf die Schulpraxis vorzubereiten. Dabei gehen die Autorinnen den Fragen der Konstitution der Kompetenzbereiche einer inklusionsorientierten Professionalisierung von Studierenden sowie der formellen Berücksichtigung der identifizierten multiprofessionellen Kompetenzen während der Qualifizierung Studierender nach. Mithilfe einer Dokumentenanalyse relevanter Hochschuldokumente werden die vorliegenden Fragestellungen untersucht und theoriebasiert inhaltsanalytisch ausgewertet.

    Erika Fischer und Barbara Drechsel führen in ihrem Beitrag „Ein Seminar im BAS!S-Projekt an der Universität Bamberg zur Vorbereitung multiprofessioneller Kooperationskompetenzen Studierender“ in die Projektarbeit ein, die sich zum Ziel gemacht hat angehende Lehrkräfte für kooperatives Arbeit und den Umgang mit Heterogenität, insbesondere in inklusiven Settings, zu sensibilisieren. Die Autorinnen stellen zuerst ihr Seminarkonzept vor und diskutieren im Anschluss die dargestellten Lerngelegenheiten und deren Wirksamkeit auf der Grundlage erster Evaluationsergebnisse.

    Sandra Grüter, Julia Gorges, Birgit Lütje-Klose, Phillip Neumann und Elke Wild stellen in ihrem Beitrag „Jahrgangsteams zur Kooperation mit Eltern anregen – eine Aufgabe für Fortbildungen? Evaluationsergebnisse zum Bielefelder Fortbildungskonzept zur Kooperation in inklusiven Schulen (BiFoKi)“ Evaluationsergebnisse des Projekts BiFoKi vor. Dabei gehen die Autor:innen dem Thema elterlicher Kooperation und Elternarbeit im Kontext von sogenannten Jahrgangsteams innerhalb einer Fortbildungsmaßnahme nach. Die Fortbildung adressiert inklusive Schulen und beschäftigt sich neben der Kooperation innerhalb der Schule auch mit der interinstitutionellen Zusammenarbeit mit Eltern. Der Beitrag stellt die Fortbildungsevaluation methodisch sowie inhaltlich dar und diskutiert die Ergebnisse zur Kooperationsbereitschaft der Eltern und dem Kooperationsverhalten innerhalb der Erziehungs- und Bildungskooperation von Lehrkräften.

    In einem zweiten Beitrag werden weitere Daten aus dem Projekt BiFoKi (Bielefelder Fortbildungskonzept zur Kooperation in inklusiven Schulen) von Verena Wohnhas, Janka Goldan und Birgit Lütje-Klose vorgestellt. Der Blick richtet sich in diesem Beitrag auf die Arbeitszufriedenheit von Lehrkräften, insbesondere auf die „Beteiligung an Aufgaben als eine Facette von Arbeitszufriedenheit in inklusiven Schulen“. Wohnhas, Goldan und Lütje-Klose untersuchen dies an sonderpädagogischen Lehrkräften und Regelschullehrkräften von inklusiven Gesamt- und Sekundarschulen in NRW im Rahmen der vorliegenden Daten durch das Projekt und kommen dabei zu interessanten Ergebnissen.

    Claudia Urbanek, Alina Quante und Astrid Rank beschäftigen sich in ihrem Beitrag „Kooperationskonflikte in inklusiven Settings“ aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive heraus mit Konzeptionalisierungen von Konflikten und betten diese in den aktuellen Forschungsstand zu Kooperationskonflikten in inklusiven Settings ein. Der Beitrag stellt die Analyse von Interviewdaten, die im Rahmen des BMBF-Projekts „P-ink“ erhoben wurden, vor, die typische Kooperationskonflikte von Lehrkräften der Primarstufe und sonderpädagogischen Lehrkräfte abbildet. Abschließend arbeiten die Autor´:innen Möglichkeiten für die Qualifizierung für pädagogischer Fachkräfte in inklusiven Settings im Zusammenhang mit Kooperationskonflikten heraus und schließen mit ihrem Beitrag diesen Themenschwerpunkt.

    Im allgemeinen Teil der Ausgabe beschäftigen sich thematisch alle Autoren mit unterschiedlichen Dimensionen des inklusiven Sportunterrichts. Christoph Kreinbucher-Bekerle stellt in seinem Beitrag die Perspektiven multiprofessioneller Lehrkräfte und Assistenzen im inklusiven Schulsport vor und fokussiert dabei bewegungsbezogene Schulfahrten. Christopher Mihajlovic beschäftigt sich im zweiten allgemeinen Beitrag mit der Untersuchung des finnischen Curriculums aus einer ableismuskritischen Perspektive. Er arbeitet schwerpunktmäßig mit der Betrachtung von Leistung und Körper im inklusiven Sportunterricht und untersucht mögliche Exklusionspotenziale. Im dritten allgemeinen Beitrag zeigen André Meister, Björn Brandes und Jan Erhorn die Chancen und Herausforderungen des gemeinsamen Reflektierens mit Schüler:innen von Anspruchsdimensionen im inklusiven Sportunterricht. Sie skizzieren dabei die Entwicklung eines anforderungssituationsbezogenen Kompetenzprofils für Lehrkräfte des Fachs Sport.

    Viel Freude bei der Lektüre der vielfältigen Beiträge dieser Ausgabe wünscht im Namen der Redaktion

    Sophia Laux

     

    Literatur

    Arndt, A.-K., Nehring, A., Schiedek, K., Schiedek, S., Schomaker, C. & Werning, R. (2017). Sonderpädagogisches und gymnasiales Lehramt in Kooperation? Zwei Pilotprojekte mit Studierenden. journal für lehrerInnenbildung, 17, 26–30.

    Arnoldt, B. (2022). Kooperation zwischen Ganztagsschule und außerschulischen Akteuren. Eine Forschungsübersicht. München: Deutsches Jugendinstitut. doi: 10.36189/DJI312021

    Hamacher, C. & Seitz, S. (2020). „Was könnte denn das Kind haben?“ Dynamiken der Kooperation von Kindertagesbetreuung und Frühförderung im Kontext inklusionsbezogener Professionalisierung. QfI - Qualifizierung für Inklusion, 2(3). doi: 10.21248/QFI.42

    Kreis, A., Wick, J. & Kosorok Labhart, C. (Hrsg.). (2016). Kooperation im Kontext schulischer Heterogenität (Netzwerke im Bildungsbereich, Bd. 9). Münster: Waxmann.

    Lütje-Klose, B. & Urban, M. (2014). Professionelle Kooperation als wesentliche Bedingung inklusiver Schul- und Unterrichtsentwicklung Teil 1: Grundlagen und Modelle inklusiver Kooperation. Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete, 83, 112–123. doi: 10.2378/vhn2014.art09d

    Muckenthaler, M. (2021). (Multiprofessionelle) Kooperation im Kontext von Inklusion. Eine Studie mit Lehrkräften des Sekundarbereichs. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

    Neumann, P. (2019). Kooperation selbst bestimmt? Münster: Waxmann. doi: 10.31244/9783830990437

    Serke, B. & Streese, B. (Hrsg.). (2022). Wege der Kooperation im Kontext inklusiver Bildung. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt. doi: 10.35468/5958

    Werning, R. & Arndt, A.-K. (Hrsg.). (2013). Inklusion: Kooperation und Unterricht entwickeln. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

     

  • Möglichkeiten und Herausforderungen der Digitalisierung im Kontext von Inklusion und Qualifizierung für Inklusion
    Bd. 5 Nr. 2 (2023)

    Die Digitalisierung hat längst Einzug in alle Bereiche unseres Lebens gehalten. Insbesondere im Kontext von Inklusion und Qualifizierung für Inklusion eröffnen sich dabei neue Perspektiven, aber auch Herausforderungen. Dieser Themenschwerpunkt unserer Online-Zeitschrift lädt dazu ein, sich mit aktuellen Diskussionen und Fragestellungen zu diesem Thema auseinanderzusetzen.

    Seit Beginn der Corona-Pandemie hat die Bedeutung digitaler Medien im Bildungsbereich stark zugenommen. Doch welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf inklusive Bildungsprozesse? Welche Angebote der Aus-, Fort- oder Weiterbildung existieren bereits, um digitale Teilhabe im Unterricht und im gesellschaftlichen Leben zu fördern, und wie können diese weiterentwickelt werden?

    Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Frage nach den Chancen und Grenzen digitaler Medien für Menschen mit Behinderungen. Wie können Medien dazu beitragen, ihre Bedürfnisse und Wünsche besser zu kommunizieren und damit die Bildungsgerechtigkeit zu fördern? Welche Schulungen benötigen pädagogische Fachkräfte, um den Einsatz digitaler Medien effektiv zu gestalten?

    Die Corona-Pandemie hat auch gezeigt, wie wichtig eine adäquate digitale Infrastruktur für den Unterricht ist. Doch welche konkreten Auswirkungen hatte der digitale Unterricht auf inklusive Bildungsprozesse, und welche Schüler:innen wurden dabei möglicherweise marginalisiert?

    Schließlich stellt sich die Frage, welche methodischen, diagnostischen und didaktischen Verfahren eine digitale Teilhabe an inklusiven Bildungsprozessen ermöglichen. Welche Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte sind notwendig, um diese Verfahren adäquat umzusetzen?

    In diesem Themenschwerpunkt möchten wir verschiedene Perspektiven aufzeigen und Diskussionen anregen, um die Digitalisierung im Kontext von Inklusion und Qualifizierung für Inklusion weiter voranzubringen. Wir freuen uns auf die Beiträge und den Austausch in diesem spannenden Bereich der Bildungsforschung.

    Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen der Lektüre!

    Für die Redaktion

    Sophia Laux

     

    Thementeil

    Lehrkräfteausbildung

    Die digitale Revolution hat die Bildungslandschaft tiefgreifend verändert und stellt angehende Lehrkräfte vor neue Herausforderungen. Carolyn Blume und Gudrun Marci-Boehncke untersuchen in ihrem Beitrag „Digitalisierung (nicht nur) im Dienst der Inklusion in der Lehramtsausbildung der sprachlichen Kernfächer“ die Bedeutung digitaler Kompetenzen in der Lehramtsausbildung der Fächer Deutsch und Englisch, mit besonderem Fokus auf Inklusion. Ihre Studie zeigt, dass Lehramtsstudierende die Relevanz digitaler und inklusiver Bildung erkennen, sich jedoch oft unzureichend darauf vorbereitet fühlen. Dies weist auf einen dringenden Bedarf an gezielten Lehr- und Lerngelegenheiten hin. Inklusive Bildung durch Digitalisierung bietet große Chancen, erfordert jedoch eine praxisnahe und umfassende Vermittlung digitaler Kompetenzen in der Lehrerausbildung. Nur so können Lehrkräfte ausgebildet werden, die die digitale und soziale Teilhabe aller Schülerinnen und Schüler fördern.

    Die sozialen Transformationsprozesse der Digitalisierung und Inklusion stellen die Lehrkräftebildung vor erhebliche Herausforderungen. Frank Beier und Tina Czaja thematisieren in ihrem Beitrag „Digitalisierung, Inklusion und Gamification. Verschränkung von Querschnittsthemen in der Lehrkräftebildung im Lehr-Lern-Raum Inklusion“ die Notwendigkeit, zukünftigen Lehrkräften Kompetenzen zu vermitteln, um innovative digitale und inklusive Lernumgebungen gestalten zu können. Beier und Czaja präsentieren das Konzept des Lehr-Lern-Raumes Inklusion, in dem Studierende auf flexible und innovative Lernszenarien vorbereitet werden. Der Gamification-Ansatz wird als Beispiel herangezogen, um zu zeigen, wie Digitalisierung und Inklusion als gemeinsame Themen in der Lehrkräftebildung sinnvoll integriert werden können.

    Ein diklusiver (digitaler und inklusiver) naturwissenschaftlicher Unterricht bietet sowohl einzigartige Potenziale als auch spezifische Barrieren. René Schroeder und Silvia Fränkel analysieren in ihrem Beitrag „Das Kompetenzmodell ITPACK-NW für die diklusive Lehrkräftebildung in den Naturwissenschaftsdidaktiken“ die Anforderungen an die Lehrkräftebildung, um diesen Herausforderungen gerecht zu werden. Der Beitrag untersucht den aktuellen Forschungsstand und identifiziert Leerstellen sowie Qualifizierungsbedarfe für (angehende) Lehrkräfte. Das TPACK-Modell (Technological Pedagogical Content Knowledge) wird dabei weiterentwickelt und um die Bedarfe eines diklusiven naturwissenschaftlichen Unterrichts ergänzt, was zum erweiterten ITPACK-NW-Modell führt. Schroeder und Fränkel zeigen auf, wie das ITPACK-NW-Modell in der Lehrkräftebildung und Forschung eingesetzt werden kann, um den Unterricht inklusiver und digitaler zu gestalten. Dieses Modell stellt somit einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung im naturwissenschaftlichen Bereich dar.

    Die ad hoc Digitalisierung von Lehrveranstaltungen im Frühjahr 2020 stellte Lehrende und Lernende vor große Herausforderungen und Chancen. Franziska Rogge und Kolleg:innen untersuchen in ihrem Beitrag „Die Entwicklung technikbezogener Überzeugungen im Rahmen inklusionspädagogischer Professionalisierung im Lehramtsstudium Sekundarstufe während der Corona-Semester“ die Entwicklung technikbezogener Überzeugungen bei Lehramtsstudierenden der Sekundarstufe über drei Semester (SoSe 2020 bis SoSe 2021) während der Covid-19-Pandemie. Die Ergebnisse zeigen eine positive Entwicklung der Technikkontrollüberzeugung und -akzeptanz. Lehramtsstudierende bewerteten ihre digitalen Kompetenzen zunehmend als wichtigen Teil ihrer Professionalisierung. Diese positive Entwicklung bietet eine solide Grundlage für die Integration digitaler Kompetenzen in inklusiven Bildungssettings und zeigt das Potenzial der Kultur der Digitalität für die Professionalisierung zukünftiger Lehrkräfte.

    Die zunehmende Digitalisierung prägt nicht nur unsere Gesellschaft, sondern auch das Bildungssystem. Alessa Schuldt, Birgit Lütje-Klose, Lilian Streblow und Martin Heinrich beleuchten in ihrem Beitrag „Inklusionssensible Lehrer*innenbildung goes digital. Forschung, Entwicklung und Strukturbildung von digitalisierten Aus-, Fort- und Weiterbildungsangeboten an der Universität Bielefeld“ die Integration digitaler Elemente in die inklusionssensible Lehrer*innenbildung. Digitale Medien bieten die Chance, gesellschaftliche Teilhabebarrieren zu minimieren, und sind daher im Kontext von Inklusion von großer Bedeutung. Der Beitrag skizziert Strategien zur Digitalisierung, wobei sowohl standortunabhängige als auch -spezifische Aspekte berücksichtigt werden. Durch die Darstellung des Ist-Zustands digitaler Aus-, Weiter- und Fortbildungsmaßnahmen wird der Stellenwert digitaler Medien für die hochschulinterne Strukturentwicklung verdeutlicht. Der Beitrag liefert somit wichtige Einblicke in die Entwicklung digitaler Lehr- und Lernangebote im Bereich inklusionssensibler Lehrer*innenbildung.

    Franco Rau, Lisa Mudder, Lea Schröder, Susanne Schorer, Marie-Christine Vierbuchen und Clemens Hillenbrand präsentieren in ihrem Beitrag „Handlungsstrategien für heterogene Klassen. Qualitätssicherung von OER für die Lehrkräftebildung“ Strategien zur Entwicklung und Qualitätssicherung von Open Educational Resources (OER) für die Lehrkräftebildung im Kontext heterogener Klassen. Das Projekt „Handlungsstrategien für heterogene Klassen - OER für die Lehrkräftebildung“ dient als Fallbeispiel und zeigt auf, wie OER entwickelt, erprobt und verbessert werden können, um angehende Lehrkräfte für inklusiven Unterricht zu qualifizieren. Durch verschiedene methodische Zugänge, darunter die „Thinking Aloud“-Methode und Gruppendiskussionen mit Dozierenden, wurden die entstandenen Materialien evaluiert. Der Fokus des Beitrags liegt auf den Ergebnissen qualitativer Forschungszugänge, aus denen wichtige Erkenntnisse für die hochschuldidaktische Gestaltung von OER zur Lehrkräftequalifizierung im Bereich inklusiver Bildung abgeleitet werden können.

    Igor Krstoski und Lea Schulz beleuchten in „Was Technologien ermöglichen könnten - Zur Bedeutung Assistiver Technologien für die Lehrer:innenbildung“ die Bedeutung von Assistiven Technologien (AT) für die Lehrer:innenbildung. AT ermöglichen Schüler:innen mit besonderen Bedürfnissen eine gleichberechtigte Teilhabe am Unterricht und spielen eine entscheidende Rolle für ihre Bildungschancen. Trotz der hohen Relevanz von AT wird ihre Implementation in der Schule oft vernachlässigt. Der Beitrag betont die Notwendigkeit einer Lehrer:innenausbildung, die Lehrkräfte befähigt, AT effektiv im Unterricht einzusetzen. Ein vorgeschlagenes Seminarkonzept rundet den Beitrag ab.

    Dorit Weber-Liel und Bärbel Kracke präsentieren in „Digitale Lerngemeinschaften für Inklusion: Erste Einblicke aus dem Projekt DiLe“ einen innovativen Ansatz, der darauf abzielt, die Studieninhalte zur Inklusion für Lehramtsstudierende durch einen systematischen Austausch zwischen Universität und Praktikumsschulen praxisnäher zu gestalten. Eine zentrale These stellt die bildungspolitische Forderung nach inklusiver Bildung dar, die angehende Lehrkräfte vor erhebliche Herausforderungen bringt. Basierend auf dem Design-Based Research-Ansatz wird eine digitale Lernumgebung entwickelt, die sowohl Studierende im Praxissemester als auch ihre Mentor:innen einbindet. Ziel ist es, kohärente Lerngelegenheiten zu den Themen schulische Inklusion und Umgang mit Heterogenität zu schaffen und Mentor:innen zur gemeinsamen Praxisreflexion im Sinne Professioneller Lerngemeinschaften zu qualifizieren. Erste Forschungsergebnisse aus Interviews mit Lehrkräften geben wertvolle Einblicke in die Usability, Gestaltung, Nützlichkeit und Relevanz der entwickelten Inhalte und bestätigen die Bedeutung dieses Projekts für die zukünftige Lehrkräftebildung.

    Unterricht

    Die Corona-Pandemie hat die Schwächen des Distanzlernens deutlich gemacht, viele Schüler fühlten sich isoliert. Anke Redecker plädiert in ihrem Beitrag „Verständigung ermöglichen – Eigenständigkeit anregen. Zur Bildungsrelevanz von Online-Lehre in inklusiven Settings“ für eine diskursive Bildung, die auf Interaktion und gemeinsames Lernen setzt, statt auf einsame Drill-and-Practice-Programme. Online-Lehre, insbesondere durch regelmäßige Videokonferenzen, kann Struktur und vielfältige Interaktionsmöglichkeiten bieten. Sie ermöglicht, dass Schüler:innen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Voraussetzungen voneinander und miteinander lernen. Dies fördert Bildungsgerechtigkeit und unterstützt kreative und eigenständige Lernprozesse. Redecker zeigt, dass inklusiv gestaltete Online-Lehre entscheidend zur Bildungsgerechtigkeit beitragen kann, indem sie Verständigung ermöglicht und Eigenständigkeit anregt.

    Digitale Medien bergen sowohl Chancen als auch Risiken für die Bildungslandschaft. Traugott Böttinger und Lea Schulz analysieren in ihrem Artikel „Teilhabe an digital-inklusiven Bildungsprozessen - Das Universal Design for Learning diklusiv als methodisch-didaktischer Unterrichtsrahmen“, wie digitale Medien Exklusionsrisiken im Unterricht verringern und Lernzugänge eröffnen können. Sie beleuchten die Frage der Teilhabe an digitalen Bildungsprozessen in inklusiven Unterrichtssettings. Der Beitrag stellt das Konzept der Diklusion in den Mittelpunkt, das digitale und inklusive Elemente im Unterricht integriert. Böttinger und Schulz präsentieren das Universal Design for Learning diklusiv als methodisch-didaktischen Rahmen, der zur Planung und Durchführung von diklusivem Unterricht dient. Zudem wird eine universitäre Ausbildungsmaßnahme für zukünftige Lehrkräfte vorgestellt, die diesen Ansatz vermittelt. Abschließend erfolgt eine kritische Einordnung und Diskussion der Implikationen für die Lehrkräftebildung.

    Sprache spielt eine entscheidende Rolle für die erfolgreiche Partizipation im Schulunterricht – auch im Fach Sport, das primär bewegungsorientiert ist. Svenja Kehm, Hannah Wirths, Heike Tiemann und Christian Glück analysieren in „Digitale Medien zur Unterstützung eines sprachsensiblen (inklusiven) Sportunterrichts“ die sprachlichen Herausforderungen im Sportunterricht und zeigen auf, wie digitale Medien diese Barrieren überwinden können. Der Artikel beleuchtet, wie diese sprachlichen Barrieren im Sportunterricht durch einen sprachsensiblen Ansatz überwunden werden können. Digitale Medien und Technologien bieten dabei eine wertvolle Unterstützung. Anhand eines Praxisbeispiels aus der universitären Ausbildung von Sportlehrkräften zeigen Kehm et al., wie digitale Medien zur Förderung eines sprachsensiblen und inklusiven Sportunterrichts eingesetzt werden können. Ein sprachsensibler Sportunterricht, unterstützt durch digitale Medien, kann einen wichtigen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit leisten.

    Die Integration von Digitalisierung und Inklusion stellt Schulen vor große Herausforderungen und bietet zugleich zahlreiche Chancen. Navina Schilling, Jonas Goltz, Sebastian Koisser, Christine Demmer, Jessica Löser und Rolf Werning präsentieren in ihrem Beitrag „Gestufte digitale Lernhilfen als Professionalisierungskonzept für inklusiven Naturwissenschaftsunterricht“ das Projekt DiLernProfis, das gestufte digitale Lernhilfen in Form von Tablet-Apps im inklusiven Naturwissenschaftsunterricht der Sekundarstufe I untersucht. Die entwickelten Apps sollen Schüler:innen ermöglichen, Aufgaben selbstständig zu bearbeiten. Erste Ergebnisse aus Unterrichtsbeobachtungen und Lehrkräfteinterviews zeigen jedoch eine unzureichende Passung der digitalen Lernhilfen zu den vielfältigen Lernvoraussetzungen der heterogenen Lerngruppen. Diese Befunde sind zentral für die Entwicklung eines Fortbildungskonzepts, das Lehrkräfte darauf vorbereitet, gestufte digitale Lernhilfen effektiv und sensibel im inklusiven Unterricht einzusetzen.

    Julia Weltgen, Joanna Pfingsthorn und Heike Hegemann-Fonger setzen sich in ihrem Beitrag „Sprachlos?! – Entwicklungsmöglichkeiten kommunikativer Kompetenzen im digitalen Englischunterricht während der Corona-Pandemie“ mit den Herausforderungen des inklusiven Fremdsprachenunterrichts während der Corona-Pandemie auseinander. Die Umstellung auf digitales Distanzlernen brachte unvorhergesehene Schwierigkeiten mit sich, insbesondere im Bereich der Kommunikation. Der Artikel basiert auf einer Online-Umfrage und qualitativen Interviews mit Fremdsprachenlehrkräften im Bundesland Bremen. Die Autorinnen beleuchten die wahrgenommenen Möglichkeiten zur Vermittlung kommunikativer Kompetenzen im Englischunterricht und untersuchen den Einfluss der Ausstattung mit iPads auf die Unterrichtsqualität. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Erfahrungen während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 und den daraus resultierenden Erkenntnissen für die Unterrichtsgestaltung.

    Franziska Rein erkundet in ihrem Beitrag „Virtual and Augmented Reality im Geschichtsunterricht mit Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf“ die Potenziale von Virtual und Augmented Reality im Geschichtsunterricht für Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Sie untersucht, wie diese Technologien historisches Lernen und Lehren bereichern können und welche Herausforderungen dabei zu beachten sind. Der Fokus liegt dabei nicht auf einem spezifischen Förderbedarf, sondern auf einem umfassenden Überblick über verschiedene Bedürfnisse

    Professionalisierung

    Die Nutzung von Open Educational Resources (OER) gewinnt auch im Schulbereich zunehmend an Bedeutung. Jessica Berger, Katharina Maitz und Barbara Gasteiger-Klicpera haben in ihrer qualitativen Interviewstudie die Nutzungspraktiken und Weiterbildungsbedarfe von Lehrpersonen in Österreich untersucht. Trotz geringer Berührungspunkte mit dem Begriff OER, verwenden alle befragten Lehrkräfte regelmäßig solche Ressourcen im Unterricht. Es zeigt sich jedoch eine Unsicherheit in der genauen Abgrenzung von OER zu anderen Materialien. Besonders wertvoll erweisen sich OER für die Individualisierung und Differenzierung des Unterrichts, wobei leicht adaptierbare Dateiformate bevorzugt werden. Ein zentraler Wunsch der Lehrpersonen ist der Ausbau des Materialangebots. Dies könnte durch die Erweiterung bestehender Plattformen oder die Schaffung einer neuen, benutzerfreundlichen Plattform erreicht werden. In Ihrem Beitrag „Open Educational Resources im inklusiven Unterricht: Eine qualitative Interviewstudie zu Nutzungspraktiken und Weiterbildungsbedarfen von Lehrpersonen“ werden Ergebnisse der Studie skizziert, welche die Notwendigkeit gezielter Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote zu OER unterstreichen, um deren Potenziale im inklusiven Unterricht voll auszuschöpfen und die Lehrkräfte besser zu unterstützen.

    Die zunehmende Digitalisierung und Inklusion im Schulwesen stellen Lehrkräfte vor neue Herausforderungen. Julia Warmdt, Henrik Frisch, Katharina Kindermann, Sanna Pohlmann-Rother und Christoph Ratz beleuchten in ihrem Beitrag „Professionalisierung von Lehrkräften für Digitalität und Inklusion“ die Notwendigkeit der Professionalisierung von Lehrkräften für digitale und inklusive Lehr-Lernkontexte. Sie identifizieren wesentliche Kompetenzen für Lehrkräfte und entwickeln ein Modell mit sieben Kompetenzbereichen, das auf medienpädagogischen und inklusionsbezogenen Diskursen basiert. Ein konkretes universitäres Seminarkonzept zeigt, wie angehende Lehrkräfte diese Kompetenzen erwerben können. Der Beitrag unterstreicht die Bedeutung systematischer Qualifizierung und reflektiert die Seminarergebnisse hinsichtlich ihrer Relevanz für die Lehrkräftebildung.

    Bierschwale et al. präsentieren in ihrem Beitrag „Digitalität meets Inklusion: Vorstellung eines Selbstlernangebots für die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften“ ein innovatives Selbstlernangebot für Lehrkräfte. Dieser Online-Lehrgang sensibilisiert (angehende) Lehrkräfte für die Potenziale digitaler Medien in einer inklusiven Schulumgebung. Durch grundlegende Module und thematische Einheiten werden die Teilnehmenden befähigt, Medien inklusiv im Unterricht einzusetzen und Bildungsmaterialien entsprechend auszuwählen. Die Gestaltung als Open Educational Resource (OER) stellt sicher, dass das Angebot für alle zugänglich ist. Der Beitrag erläutert die Struktur und Inhalte des Lehrgangs sowie dessen methodisch-didaktische Prinzipien und diskutiert Potenziale und Herausforderungen dieses Ansatzes.

    Daniela Ender, Lisa Paleczek und Jessica Berger stellen in „Erstellen und Digitalisieren von inklusivem Unterrichtsmaterial. Ein Fortbildungskonzept“ ein Fortbildungskonzept vor, das Lehrpersonen befähigt, maßgeschneiderte Unterrichtsmaterialien zu erstellen und zu digitalisieren. Zwölf Lehrkräfte wurden in einer prozessbegleitenden Fortbildung unterstützt, Sachtexte zu Nachhaltigkeitsthemen zu verfassen und zu digitalisieren. Die Ergebnisse zeigen, dass der Prozess zeitintensiv, aber lohnenswert war, mit wichtigen Unterstützungselementen wie Teamarbeit und Feedback des Projektteams. Der Editor zur Digitalisierung wurde positiv aufgenommen und bietet vielfältige Möglichkeiten für inklusiven Unterricht.

    Digitalisierung und Arbeitsleben

    Bastian Pelka, Lisa Preissner, Ann Christin Schulz und Caroline Mosch präsentieren in ihrem Aufsatz „Qualifikationsanforderungen für die pädagogische Arbeit zum Erwerb von Digitalkompetenzen im Reallabor“ das Reallabor als innovatives Instrument zur Vermittlung von Digitalkompetenzen. Dieser Ansatz kombiniert physische Orte und Technologien, um Menschen aus marginalisierten Gruppen gezielt zu unterstützen. Anhand von vier Fallstudien, darunter ein Internet-Café in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen und ein umfunktionierter Postraum als Makerspace, zeigen die Autor:innen, wie Reallabore in der Praxis funktionieren. Sie diskutieren die spezifischen Kompetenzanforderungen für pädagogische Fachkräfte und die notwendigen Veränderungen in pädagogischen Rollen. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Anpassung pädagogischer Qualifikationen, um den Anforderungen des Reallabor-Ansatzes gerecht zu werden und die digitale Teilhabe marginalisierter Gruppen zu fördern.

    Die Pandemie hat die Notwendigkeit digitaler Medien für die berufliche und gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung verdeutlicht. Sabrina Lorenz, Marianne Kreuder-Schock, Irina Kreider, Sylvia Lietz und Thomas Schley untersuchen in ihrem Beitrag die „Digitale Teilhabe von Menschen mit Behinderung – Erste Erkenntnisse zu Möglichkeiten und Herausforderungen der Digitalisierung im Arbeitsleben“. Der Forschungsstand wird entlang der Dimensionen „Teilhabe an, Teilhabe durch und Teilhabe in digitalen Technologien“ zusammengeführt. Eine explorative Online-Befragung zeigt erste Erkenntnisse und betont die Vielfalt innerhalb der Gruppe der Menschen mit Behinderung, deren Bedürfnisse und Herausforderungen stark variieren. Die Ergebnisse zeigen die Notwendigkeit individueller Ansätze und spezialisierter Strategien auf, um die digitale Teilhabe effektiv zu fördern. Der Beitrag bietet wertvolle Einblicke in die aktuelle Forschung und hebt die Bedeutung weiterer Untersuchungen hervor, um zukunftsfähige Strategien zur digitalen Teilhabe von Menschen mit Behinderung zu entwickeln.

    Allgemeiner Teil

    Im ersten allgemeinen Beitrag „Die Fraglichkeit der Transformation. Diskursive Kämpfe im Kontext inklusions-orientierter Lehrer*innenbildung“ präsentiert Susanne Gottuck die Ergebnisse einer Studie zur Transformation in diskursiven Gruppendiskussionen mit Lehramtsstudierenden. Der Fokus liegt auf den Deutungskämpfen rund um das Thema Inklusion und wie die Studierenden mit verschiedenen diskursiven Kräften ringen. Die Analyse deckt auf, wie sich die Studierenden in Bezug auf die Bildungsreform positionieren und welche Möglichkeitsräume für inklusives Lehren und Lernen dadurch eröffnet oder begrenzt werden.

    Jule Behr und ihr Team präsentieren in „Bewertung einer prozessbegleitenden Qualifizierung zur inklusiven Schul- und Unterrichtsentwicklung durch die teilnehmenden Lehrkräfte“ ihre Studie, die untersucht, welche Faktoren die Bewertung und Wirksamkeit solcher Fortbildungen beeinflussen. Die Ergebnisse bieten Einblicke in die Struktur professioneller Entwicklung und die Bedeutung von Kontext- und Personenfaktoren für die Lehrer:innenbildung.

  • Sonderheft: Qualifizierung zur Aufgabenentwicklung für den inklusiven Unterricht in der Verbindung von Fach- und Entwicklungsorientierung
    Bd. 5 Nr. 1 (2023)

    Die Auswahl und Konstruktion von Aufgaben sowie die Ausgestaltung ihres Einsatzes sind Kernfragen der didaktischen und pädagogischen Mikroebene des Lehrens und Lernens (Fend, 2009). Lehrkräfte nutzen, gestalten und adaptieren Aufgaben in vielfältigen Settings und mit diversen Zielsetzungen. Ihre Bearbeitung erfolgt etwa im Unterricht oder zuhause und kann als Ausgangspunkt für Lernprozesse oder ihrer Beobachtung und Bewertung dienen. Lehrkräfte sind gefordert, ihre Expertise in die Auswahl, Konstruktion und Anpassung von Aufgaben sowie in die Begleitung der Bearbeitung und deren Auswertung einzubringen. Für inklusiven Unterricht erscheint zentral, dass dabei Zugänge für alle Lernenden, Sensibilisierung für verbleibende Barrieren und das Verhältnis von Individualisierung und Ko-Konstruktion fokussiert wird. In der Qualifizierung von Lehrkräften ist die fachliche Orientierung im Sachbezug auf ein Unterrichtsfach dabei genauso zu berücksichtigen wie eine individuelle Entwicklungsorientierung die sich auch auf einer überfachlichen Ebene bewegt (Eckhart, 2010⁠; Heimlich & Kahlert, 2014). Damit sind Aspekte angesprochen, die in der Lehrer:innenbildung oftmals getrennt voneinander thematisiert werden – etwa in der Fachdidaktik und der Erziehungswissenschaft.

    Eine Vernetzung von allgemeiner Didaktik, Fachdidaktik und Fachwissenschaft sowie z.T. in der Erziehungswissenschaft wird bereits umfassender diskutiert (Büchter, A., Leuders, T., 2005⁠; Meyer, 2015⁠; Roßa, 2013) und ebenso die Einbindung bislang vielfach im sonderpädagogischen Bereich verorteter grundlegender Unterstützung etwa auf wahrnehmungsbezogener, sprachlicher, sozialer oder emotionaler Ebene (Langner, 2017⁠; Terfloth & Bauersfeld, 2015). Letzteres verweist darauf, dass für den inklusiven Unterricht mit der systematischen Einbindung der Entwicklungsorientierung eine subjektorientierte, individualisierte Dimension hinzukommt, wie in entsprechenden inklusionsdidaktischen Konzeptionen betont wird (Eckhart, 2010⁠; Feuser, 1982⁠, 2011⁠; Heimlich & Kahlert, 2014⁠; Seitz, 2008). In diesem Zusammenhang ist fachlich-fachdidaktische Professionalisierung ebenso wie allgemein pädagogisch-didaktische und überfachliche Expertise in Verbindung mit Kenntnissen zu den Entwicklungsbereichen Lernentwicklung (Kognition), emotionale und soziale Entwicklung, körperliche und motorische Entwicklung, Entwicklung der Wahrnehmung sowie Entwicklung des sprachlichen und kommunikativen Handelns (KMK, 2021) notwendig. Die Umsetzung dieser Verbindungen stellen sich in den didaktischen Entscheidungen auf der Mikroebene des Unterrichts sowie den damit verbundenen Qualifizierungsbedarfen aktuell noch als ein Desiderat dar. Diese Zugänge bzw. Perspektiven müssen von der einzelnen Lehrkraft oder auch durch Austausch im multiprofessionellen Team verbunden werden. Nicht zuletzt wird im differenzierten Einsatz das Abwägen unterschiedlicher Schwerpunktsetzungen verschiedener Aufgaben und Bearbeitungsphasen relevant. Dabei geht es sowohl um individuelle Anpassungen und eine passende Auswahl, als auch um die Frage, wie in einer Gruppe unterschiedliche Zugänge zu einer Aufgabe zusammengebracht werden können, um ein gemeinsames Lernen zu unterstützen.

    Für die Entwicklung, Auswahl und Anpassung von Aufgaben sowie deren Einsatz im inklusiven Unterricht in der jeweils spezifischen Lerngruppe konstatieren wir somit die Bedeutung der Qualifizierung von Lehrkräften unter der Prämisse, fachlich-fachdidaktische und entwicklungsbezogene Expertise zu verbinden. Das vorliegende Sonderheft präsentiert zum skizzierten Desiderat thematische Beiträge auf unterschiedlichen Ebenen:

    1. Entwicklung adäquater Aufgaben mit Fach- und Entwicklungsbezug

    Michaela Kaiser fokussiert in ihrem theoretisch angelegten Beitrag die Aufgabenentwicklung für einen inklusiven Kunstunterricht und zeichnet entwicklungsorientierte Bildungsziele des Kunstunterrichts nach. Dabei zeigt sie, dass die Konstruktion entwicklungsorientierter Aufgaben im Kunstunterricht nicht allein als Reaktion auf Differenz und als Bearbeitung von Differenzverhältnissen, sondern auch als an der Erzeugung von Differenzen und damit als an der (Re-)Produktion von Normen und Hierarchisierungen aktiv beteiligt verstanden werden kann. Abschließend stellt sie Anfragen an eine dekonstruktive Lesart kunstunterrichtlicher Aufgaben.

    René Schroeder, Katja Franzen und Anne Reh beleuchten den Unterricht der Primarstufe und gehen in ihrem Beitrag auf gute Lernaufgaben im Fach Sachunterricht und deren diagnostische Potentiale ein. Im Fokus des Beitrags steht die Konzeption und Entwicklung eines Analysetools, das Lehrkräfte bei der Beschreibung und Reflexion von fach- und entwicklungsbezogenen Lernprozessen und -aufgaben im Sachunterricht unterstützen soll und ihnen dadurch die Wahrnehmung von Barrieren und Potentialen möglicher Lernaufgaben erleichtert.

    Daniela Ender, Lisa Paleczek, Martina Kalcher und Andreas Kelz stellen das in der Steiermark (Österreich) durchgeführte Projekt RegioDiff vor, das mit Lehrpersonen der 8. Schulstufe kooperative Lernmethoden den überfachlichen Kompetenzbereich der Kooperation im Rahmen einer Fortbildung beleuchtet. Dabei gehen sie auf der Basis von Fragebögen, Interviews und Unterrichtsbeobachtungen den Fragen nach, welche Elemente kooperativen Lernens von den Lehrpersonen in der Erprobung in ihren Klassen als besonders relevant erachtet wurden, in welcher Weise die Schüler:innen von den Lehrpersonen wahrgenommen wurden, was die Lehrpersonen als förderlich an der Fortbildung erlebten und welche Inhalte künftige Fortbildungen zu kooperativen Lernmethoden sinnvoll sein könnten.

    2. Aufgaben im Fach- und Entwicklungsbezug unter Bezugnahme auf die Perspektive der Lernenden

    Florian Schütte und Toni Simon fokussieren in ihrem Beitrag das freie Explorieren als methodische Brücke zwischen der Fach- und Entwicklungsorientierung bei naturwissenschaftsbezogenen Aufgaben im Sachunterricht der Primarstufe. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, inwiefern das freie Explorieren eine geeignete Methode sein kann, um Aufgaben im inklusiven naturwissenschaftsbezogenen Sachunterricht einen Rahmen zu geben. Zentrale Ansprüche, die Lehrkräften zur Orientierung bei der Gestaltung inklusiver naturwissenschaftsbezogener Lernaufgaben für den Sachunterricht dienen können, werden identifiziert und Anforderungen an eine inklusionsorientierte Lehrkräftebildung im Bereich naturwissenschaftsbezogenen Sachunterrichts dargestellt.

    David Rott und Marcus Kohnen widmen sich in ihren Ausführungen dem überfachlichen Bereich des Kritischen Denkens und untersuchen diesen unter Einsatz von Dilemmata als ein spezifisches Aufgabenformat. Möglichkeiten des Lehrens und Lernens kritischen Denkens in der Sekundarstufe werden zur Arbeit mit einem Dilemma dargelegt, in dem Umwelt- und Tierschutzfragen gegen wirtschaftliche und soziale Interessen gestellt werden. Die Basis bilden Fragebogendaten der Schüler:innen, ergänzt durch Rekonstruktion audiographischer Daten der Bearbeitung des Dilemmas in einer Gruppenarbeitssituation.

    3. Qualifizierung zur Aufgabengestaltung mit Fach- und Entwicklungsbezug in der 1.-3. Phase der Lehrer:innenbildung

    Katharina Kindermann und Sanna Pohlmann-Rother befassen sich in ihrem Beitrag mit dem inklusiven Deutschunterricht in der Grundschule und beschreiben die Qualifizierung für den Einsatz digitaler Bilderbücher. Ziel ist deren Nutzung als ein differenzierendes Aufgabenformat mit einem Fokus auf Leseförderung nach dem erweiterten Lesebegriff. Ein an der Universität Würzburg stattfindendes medienpädagogisches und inklusionsbezogenes Seminarangebot ermöglicht hierfür Studierenden der Lehrämter Grundschule und Sonderpädagogik die Erstellung digitaler Bilderbücher für den inklusiven Anfangsunterricht unter besonderer Berücksichtigung von Kindern mit dem sonderpädagogischen Schwerpunkt geistige Entwicklung. Die Lernfortschritte der Studierenden werden durch die qualitative Inhaltsanalyse ihrer Lerntagebücher ermittelt.

    Laisa M. Quittkat, Kathrin Hormann, Claudia Schomaker und Linda Hartmann erläutern in ihrem Beitrag zum inklusiven Sachunterricht das Aufgabenformat der Konzeptdialoge zur Entwicklung gemeinsamer fachlich tragfähiger Erklärungen in einer heterogenen Lerngruppe zu einem naturwissenschaftlich-technischen Phänomen. Die Konzeptdialoge wurden im zugrunde liegenden Projekt zugleich in ihrem Potential als Erhebungsmethode zur Erfassung von Vorstellungen und Präkonzepten von Schüler:innen vorgestellt. Die Autorinnen diskutieren in Anlehnung an die Reflexion Masterstudierender den Einsatz der Aufgabenformate sowie der Erhebungsmethode in der ersten Phase der Lehrer:innenbildung.

    Jennifer Bertram, Nadine da Costa Silva und Katrin Rolka stellen in ihrem Beitrag Maßnahmen zur Berücksichtigung von Heterogenität vor, die Lehrkräfte in der Adaption von Aufgaben für den Einsatz im inklusiven Mathematikunterricht nutzen können. Im Rahmen einer digitalen Fortbildung für Lehrkräfte der Sekundarstufe I werden die theoretischen wie auch empirischen Fundierungen der Maßnahmen als auch ihr vielseitiger Einsatz exemplarisch anhand einer Geometrieaufgabe erläutert. An diesem Beispiel werden die Fach- und Entwicklungsorientierung in den Bereichen Lernentwicklung sowie Entwicklung des sprachlichen und kommunikativen Handelns systematisch verknüpft.

    Die Beiträge dieses Sonderheftes mit ihrer Vielzahl an fachlichen sowie überfachlichen Bezügen verdeutlichen, auf welchen Ebenen Fragen an Aufgaben im inklusiven Fachunterricht unter Einbezug überfachlicher Aspekte verhandelt und bearbeitet werden und liefern bedeutsame Einsichten zur Verknüpfung fach(didaktisch)orientierter und entwicklungsorientierter Perspektiven. Grundlegende Erarbeitungen zur Aufgabenqualität sind dabei eng verwoben mit den Fragen und Möglichkeiten der Qualifizierung von (angehenden) Lehrkräften zur Entwicklung entsprechender Formate.

    Die Beiträge zeigen zudem auf, dass für die grundlegende Ebene der Aufgabenentwicklung und Aufgabenqualität für den inklusiven Kontext noch Entwicklungsarbeit zu leisten ist, insbesondere wenn die Notwendigkeit besteht, im engeren Sinne die einleitend benannten Entwicklungsbereiche zu fokussieren und zu vertiefen. Für die Qualitätsentwicklung in der Lehrkräftebildung bedarf es daher in diesem Sinne insbesondere der weiteren entsprechenden Entwicklung und/oder Anpassung hochwertiger Aufgaben für den inklusiven Unterricht. Die Erkenntnisse aus der Entwicklungsarbeit und den empirischen Erprobungen können dann wiederum in die Identifizierung und Umsetzung entsprechender Qualifizierungsangebote zur Aufgabenentwicklung und -adaption für (angehende) Lehrkräfte einfließen.

    Im allgemeinen Teil der Ausgabe beschäftigen sich Laura Di Venanzio und Kevin Niehaus mit der Mehrsprachigkeit und Sprachbildung in inklusiven Bildungskontexten und präsentieren anhand einer Pilotstudie, die Untersuchung des vorherrschenden Verständnisses von Bildungssprache bei angehenden und bereits ausgebildeten Grundschullehrkräften sowie die ihr beigemessene Bedeutung. Sie stellen in ihrem Beitrag Ergebnisse vor, die Impulse erster möglicher konzeptioneller Erweiterung sprachbildlicher Arbeit aufzeigen, sowie die unzureichende kritische Reflexion des Konstrukts Bildungssprache, insbesondere im Hinblick auf soziale und gesellschaftliche Teilhabeprozesse darstellt. 

    Wir danken den Autor:innen für die Einblicke in ihre Arbeit und Ergebnisse und wünschen viel Freude und Inspiration bei der Lektüre!

    Bettina Streese & Natascha Korff (Gastherausgeberinnen) & im Namen der Redaktion Sophia Laux

     

    Literatur

    Büchter, A., Leuders, T. (2005). Mathematikaufgaben selbst entwickeln. Lernen fördern - Leistungen überprüfen. Berlin: Cornelsen Scriptor Verlag.

    Eckhart, M. (2010). Umgang mit Heterogenität - Notwendigkeit einer mehrdimensionalen Didaktik. In H.-U. Grunder & A. Gut (Hrsg.), Zum Umgang mit Heterogenität in Schule und Gesellschaft. 2. Chancen und Problemlagen (Bd. 2, S. 133–150). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.

    Fend, H. (2009). Neue Theorien der Schule. Einführung in das Verstehen von Bildungssystemen (2. Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Feuser, G. (1982). Integration = die gemeinsame Tätigkeit (Spielen/Lernen/Arbeit) am gemeinsamen Gegenstand/Produkt in Kooperation von behinderten und nichtbehinderten Menschen. Behindertenpädagogik, 21(2), 85–105.

    Feuser, G. (2011). Entwicklungslogische Didaktik. In A. Kaiser, D. Schmetz, P. Wachtel & B. Werner (Hrsg.), Didaktik und Unterricht (Behinderung, Bildung, Partizipation. Enzyklopädisches Handbuch der Behindertenpädagogik, Bd. 4, S. 86–100). Stuttgart: Kohlhammer.

    Heimlich, U. & Kahlert, J. (2014). Inklusion in Schule und Unterricht. Wege zur Bildung für alle (2. Auflage). Stuttgart: Kohlhammer.

    Kultusministerkonferenz. (2021). Empfehlungen zur schulischen Bildung, Beratung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen im sonderpädagogischen Schwerpunkt Geistige Entwicklung. Verfügbar unter: https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2021/2021_03_18-Empfehlungen-Schwerpunkt-Geistige-Entwicklung.pdf

    Langner, A. (Hrsg.). (2017). Inklusion im Dialog: Fachdidaktik - Erziehungswissenschaft - Sonderpädagogik (Perspektiven sonderpädagogischer Forschung). Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.

    Meyer, H. (2015). Unterrichtsentwicklung. Praxisbuch mit Materialien auf CD-ROM (Praxisbuch Meyer). Berlin: Cornelsen Scriptor Verlag.

    Roßa, A. (2013). Zum Verhältnis von Allgemeiner Didaktik und Fachdidaktik in der Lehrerbildung. Einschätzungen von Lehramtsstudierenden zur Fähigkeitsentwicklung in universitären Praxisphasen. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.

    Seitz, S. (2008). Leitlinien didaktischen Handelns. Zeitschrift für Heilpädagogik, 59(6), 226–233.

    Terfloth, K. & Bauersfeld, S. (2015). Schüler mit geistiger Behinderung unterrichten. Didaktik für Förder- und Regelschule (2. Auflage). München, Basel: Ernst Reinhardt Verlag.

  • Komplexer Unterstützungsbedarf
    Bd. 4 Nr. 1 (2022)

    Menschen mit komplexem Unterstützungsbedarf sind auf intensive und andauernde Unterstützung durch ihr Umfeld angewiesen, wobei Barrieren in der Kommunikation zur Komplexität beitragen können. Die für das soziale und professionelle Umfeld der betroffenen Personen bestehenden Herausforderungen übersteigen häufig deren Kapazitäten, wodurch Exklusionserfahrungen zumindest wahrscheinlich werden. Der Call for Papers für diese Ausgabe hat dazu aufgerufen, sich mit dem Thema der Inklusion von Menschen mit komplexem Unterstützungsbedarf und der notwendigen Qualifizierung für die Inklusion dieser Menschen auseinanderzusetzen.

    Imke Niediek greift in ihrem Beitrag die Assistenzbedarfe von Menschen auf, die aufgrund einer Beeinträchtigung mit alternativen und ergänzenden Kommunikationshilfsmitteln kommunizieren. Sie verfolgt in dem Beitrag die zentrale These, dass es sich bei der notwendigen Koomunikationsassistenz um eine hoch komplexe Tätigkeit handelt, die ensprechend zu entwickelndes fachliches und methodisches Wissen erfordert. Dieser These wird systematisch nachgegangen und assistierende Gesprächsstrategien auch anhand von exemplarischen Beispielen vorgestellt.

    Im zweiten Beitrag des Thementeils dieser Ausgabe beschäftigen sich Eileen Schwarzenberg und Susanne Mischo mit dem Distanzunterricht im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung der Schüler:innen mit Bedarf an Unterstützter Kommunikation. Im Beirag werden auf einer empirischen Studie basierende Barrieren und Gelingensfaktoren des Distanzunterrichts für diese Schüler:innengruppe herausgearbeitet und vor dem Hintergrund des Konstrukts der Partizipation diskutiert.

    Im allgemeinen Teil der Ausgabe beschäftigen sich Frederik Bükers und Tim Heemsoth mit der Barrierefreiheit von Schulhöfen. Dabei stellen sie die Fähigkeit zur Identifikation potenzieller Barrieren als Komponente der professionellen Kompetenz von Lehrkräften dar, die anhand eines Vorgehens im Sinne des beispielbasierten Lernens entwickelt werden kann. Silvia Fränkel und Kolleg:innen stellen im zweiten allgemeinen Beitrag den Zertifikatskurs „Handlungswissen Inklusion“ zur Förderung der Reflexionskompetenz an der Universität zu Köln vor, bei dem es sich um ein interdisziplinäres Kooperationsprojekt unterschiedlicher Fakultäten und Arbeitsbereiche handelt.

     

    Eine erkenntnisreiche Lektüre der spannenden Beiträge dieser Ausgabe wünscht im Namen der Redaktion

    Felix Buchhaupt

  • Diagnostik
    Bd. 3 Nr. 2 (2021)

    Angestoßen durch die 2021 gestartete Förderung von Forschungsprojekten innerhalb der BMBF-Richtlinie „Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung“ (vgl. BMBF 2019), bündelt diese Ausgabe in ihrem Thementeil Beiträge, welche sich implizit oder explizit mit Qualifizierungserfordernissen, -bedarfen, -konzepten und -maßnahmen im Rahmen einer inklusiven Diagnostik auseinandergesetzt haben. Die Beiträge setzen sich in je spezifischen Feldern (z.B. Übergang in sowie Grundschule oder Hochschule/Lehrkräftebildung) mit unterschiedlichen thematischen Foki (z.B. digital-inklusive Diagnostik oder Diagnostik im inklusiven MINT-Unterricht) mit diesen Qualifizierungsaspekten auseinander.

    Sina Schürer und Katrin Lintorf nehmen schulinterne sowie -externe Kooperationsprozesse am Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule in den Blick. Die Autorinnen fassen Kooperation, dem Vier-Komponenten-Modell der Diagnosequalität nach van Ophuysen und Behrmann (2015) folgend, als ein Qualitätsmerkmal für diagnostische Prozesse auf, an deren Ende im Falle der im Kontext der hier angelegten Untersuchung eine Schulformempfehlung gegenüber Erziehungsberechtigten ausgesprochen wird. Auf schulinterner Ebene werden dabei bspw. Fragen zur Aufgabenteilung und Verantwortlichkeit für Diagnostik zwischen Sonderpädagog:innen und Regelschullehrkräften virulent. Aus den Ergebnissen der qualitativen Studie lässt sich ableiten, dass Kooperation nicht nur aber insbesondere am Übergang in weiterführende Schulen in der Qualifizierung der Fachkräfte als Thema an Bedeutung gewinnen sollte.

    Diagnosegeleitete Förderung im inklusiven Mathematikunterricht der Grundschule als Thema in der ersten Phase der Lehrkräftebildung nehmen Kristina Hähn, Uta Häsel-Weide und Petra Scherer in ihrem Artikel in den Blick. Im Beitrag wird die qualitative und quantitative Begleitforschung zu Lehrveranstaltungen, welche eine reflexive Vermittlung von fach- und fachdidaktischem sowie pädagogischem Wissen und die Reflexion von Praxiserfahrungen zu Diagnostik und Förderung fokussieren, vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Studierenden durch die Lehrveranstaltungen ihre diagnostischen und förderbezogenen Kompetenzen sowohl mit Bezug auf ihre Wissensbestände, als auch ihrer Handlungspotenziale als verbessert einschätzen. Insbesondere, so betonen die Autorinnen, sollte die Verzahnung von Theorie und Praxis(erfahrungen) in Lehrveranstaltungen berücksichtigt werden, sodass bereits in der ersten Phase der Lehrkräftebildung Professionalisierungsprozesse im Bereich diagnosegeleiteter Förderung für die inklusive Bildung angelegt werden können.

    Die Erhebung kindlicher Präkonzepte anhand von Konzeptdialogen zum Sachunterrichtsthema „Stabilität von Brücken“ bildet im Beitrag von Kathrin Hormann, Laisa M. Quittkat und Claudia Schomaker den Ausgangspunkt unterschiedliche Lernvoraussetzungen von Kindern zu diagnostizieren. Die Autorinnen fokussieren in ihrem Artikel einen diagnostischen Prozess im Sachunterricht und verstehen diesen explizit als inklusiv, da nicht allein der Lernoutput im Sinne kognitiver Kompetenzen als bedeutsam angesehen wird, sondern die Persönlichkeit der Schüler:innen sowie deren Lernentwicklung unter möglichst vielfältigen Gesichtspunkten mit berücksichtigt wird. Im Beitrag wird eine im Rahmen der KoAkiK-Projekte durchgeführte Interviewstudie mit Vorschulkindern vorgestellt. Inhalt und Ziel der Studie ist es, alltagintegrierte und lernunterstützende Interaktionen in Bezug auf naturwissenschaftlich-technische Phänomene anzuregen, um daraus die kindlichen Vorstellungen und Problemlösungsstrategien abzuleiten, welche schließlich Anknüpfungspunkte für das weitere pädagogische Handeln bilden. Die Potenziale des Einsatzes von Konzeptdialogen als inklusives diagnostisches Instrument sowie die Nutzung phänomenographischer Forschungsergebnisse in der Lehrkräftebildung werden abschließend diskutiert.

    Mit dem Ziel durch den Design-Based-Research-Ansatz Videovignetten zu erstellen, zu evaluieren und diese für die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften (des Sachunterrichts) zu nutzen, startete das Projekt „Didaktisch-diagnostische Potenziale des inklusionsorientierten Sachunterrichts“ (DiPoSa) im Rahmen der oben genannten BMBF-Förderrichtlinie. In ihrem Beitrag erläutern René Schroeder, Eva Blumberg, Brigitte Kottmann, Susanne Miller und Anne Reh die dem Projekt zugrundliegenden theoretischen und empirischen Zugänge sowie dessen forschungsmethodische Umsetzung. Insbesondere die Auseinandersetzung der Autor:innen mit dem Einsatz von Videovignetten als realitätsnaher Zugang in der Theorie-Praxis-Verknüpfung liefert Impulse für die Qualifizierung von Lehrkräften und anderem pädagogischen Personal.

    Henrike Kopmann stellt in ihrem Beitrag zunächst Konzepte und empirische Befunde zu Status- und Prozessdiganostik, diagnostische Kompetenzen von Lehrkräften und alternaitven Formen schulischer Leistungsdiagnostik in inklusiven Lernkontexten zusammen. Davon ausgehend stellt sie Ergebnisse einer empirischen Studie zur Lehrkraft-Perspektiven auf diagnostische Prozesse im inklusiven Unterricht dar, die anhand von Fallvignetten die Sichtweisen von Lehrkräften an ‚inklusiven‘ Grundschulen erhoben hat.

    Im allgemeinen Teil dieser Ausgabe sind vier weitere Beiträge im Kontext der Qualfizierung für eine inklusive Bildung veröffentlicht. Ein inklusionsorientiertes Seminarangebot für angehende Sportlehrkräfte zur Gestaltung einer barrierefreien Sporthalle als inklusiver Lernort stellen Frederik Bükers, Jonas Wibowo und Marie-Luise Schütt in ihrem Beitrag vor. Eine empirische Studie zum Praxisnutzen des Didaktischen Modells für inklusives Lehren und Lernen (DiMiLL) bildet den Kontext des Beitrags von Lena Schmitz und Julia Frohn. Der Gebrauch von Kategorien in studentischen Äußerungen über Inklusion und damit der Diskurs um De-/Kategorisierung macht Marian Laubner zum Thema seines Aufsatzes. Und Roswitha Lebzelter befasst sich in ihrem Beitrag mit einem Lehrveranstaltungskonzept für angehende Lehrkräfte, in welchem diese Personen mit motorischen, motorisch-kognitiven und komplexen Beeinträchtigungen begegnen und über diesem Kontakt Kompetenzen aufbauen.

    Viel Freude bei der Lektüre der vielfältigen Beiträge dieser Ausgabe wünscht im Namen der Redaktion

    Alica Strecker

     

    Literatur

    BMBF. (2019). Richtlinie zur Förderung von Projekten zum Thema „Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung“ (Bundesanzeiger AT 05.12.2019 B5). Verfügbar unter https://www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung-2752.html

    van Ophuysen, S. & Behrmann, L. (2015). Die Qualität pädagogischer Diagnostik im Lehrerberuf – Anmerkungen zum Themenheft „Diagnostische Kompetenzen von Lehrkräften und ihre Handlungsrelevanz“. Journal for Educational Research Online, 7(2), 82–98. doi: 10.25656/01:11491

     

  • Schule
    Bd. 3 Nr. 1 (2021)

    Die Beiträge der vorliegenden Ausgabe der QfI - Qualifizierung für Inklusion richten ihren Blick auf das Feld der Qualifizierung für Inklusion im System Schule. Ausgehend von den Expertisen zur professionellen Gestaltung inklusiver Bildung in schulischen Kontexten (Heinrich, Urban & Werning, 2013; Hillenbrand, Melzer & Hagen, 2013; Moser, 2013), lassen sich zahlreiche Forschungs- und Handlungsdesiderata in der Qualifizierung pädagogischer Fachkräfte identifizieren. Mit dem Call for Papers für den Themenschwerpunkt Schule wurde diese Situationsbeschreibung aufgegriffen. Fragen nach der Aus-, Fort- und Weiterbildung für eine gelingende Kommunikation und Kooperation zwischen den am inklusiven Lernprozess Beteiligten wurden darin ebenso aufgegriffen wie Fragen nach methodischen, diagnostischen und didaktischen Verfahren.

    Die in dieser Ausgabe versammelten Beiträge zeigen eine intensive Bearbeitung der bestehenden Forschungsdesiderata, ebenso wie ein Aufgreifen der zum Zeitpunkt der Beitragseinreichung noch stärker in den Schulbetrieb wirkenden Konsequenzen der Corona-Pandemie. Insbesondere die Frage der multiprofessionellen Kooperation wird dabei in verschiedenen Beiträgen mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen aufgegriffen. Die Aushandlungsprozesse zur Zuständigkeit von allgemeinen und sonderpädagogischen Lehrkräften für unterrichtliche Aufgaben ist das Thema eines von Quante und Urbanek beschriebenen Fortbildungskonzepts, das ebenso wie die Analyse von Daten aus der Begleitforschung im ersten Beitrag vorgestellt wird. Auch der zweite Beitrag dieser Ausgabe greift das offensichtlich bedeutsame Thema der Kooperation im Kontext einer an Inklusion orientierten Schule auf. Dazu wird von Müller und Kuhl die Begleitung des Schulentwicklungsprogramms „Jede/r ist besonders“ vor- und Ergebnisse aus drei Teilstudien dargestellt. Auch der Beitrag von Schindler und Schindler lässt sich dem Feld der multiprofessionellen Kooperation in der Schule zuordnen, wobei die Interviewstudie insbesondere Schulassistent*innen in den Blick nimmt. Mit inhaltsanalytischen Methoden werden in diesem Teilprojekt einer größeren Studie Ressourcen und Belastungen im Arbeitsfeld Schulassistenz erarbeitet. Auch Langner und Milker nehmen in ihrem Beitrag die Kooperation in der Schule in den Blick, allerdings vor dem spezifischen Hintergrund der Corona-Pandemie. Mit explorativen Interviews nähern sie sich aus einer professionstheoretischen Perspektive den schulischen und individuellen Auswirkungen der Pandemie. Mit der Corona-Pandemie beschäftigt sich auch der Beitrag von Kowalski, allerdings mit einem Fokus auf der Wahrnehmung von Schulleitungen inklusiver Grundschulen. In der dokumentarischen Interpretation zweier Interviews werden die Erfahrungen und Orientierungsrahmen rekonstruiert und mit den Inklusions- und Exklusionsprozessen an Grundschulen in Beziehung gesetzt.

    Der Beitrag von Reh, Kottmann und Miller nimmt mit dem Projekt „Schule für alle“ die Einzelfallarbeit im Rahmen der Lehramtsausbildung in den Blick. Dabei werden mit der dokumentarischen Methode reflexive Prozesse aus den Praxisberichten Studierender analysiert und damit inklusionsbezogen Professionalisierungs- und Reflexionsprozesse in Praxisphasen herausgearbeitet. Im Rahmen einer Interviewstudie mit Mathematiklehrer*innen der Sekundarstufe widmen sich Häsel-Weide, Seitz, Wallner, Wilke und Heckmann den Spannungsfeldern inklusionspädagogisch fachlichen Handelns unter den spezifischen Rahmenbedingungen der Sekundarstuf, um daraus Konsequenzen für die universitäre Ausbildung abzuleiten. Müller und Pfrang thematisieren in ihrem Beitrag aus einer praxeologisch-pädagogischen Betrachtungsweise die Ermöglichung einer Stärkung der Teilhabeorientierung in der Lehrkräftebildung durch die Stärkung der moralischen Kompetenzen. Als Beispiel dafür dient in diesem Beitrag die Konstanzer Methode der Dilemma-Diskussion. In der Darstellung ihrer Untersuchung des Rollenverständnisses von Blinden- und Sehbehindertenpädagog*innen in inklusiven Settings arbeiten Gewinn, Miyauchi und Degenhardt mit Daten aus den USA, Japan und Deutschland Anforderungen für die Ausbildung für Unterstützungs- und Beratungstätigkeiten heraus.

    Ausgehend von der Darstellung der erziehungswissenschaftlichen Inklusionsforschung, erweitert der Beitrag von Köpfer das Verständnis von Inklusion um die Dimensionen des Personen- und Strukturbezugs. Dabei arbeitet er die Notwendigkeit einer Methodologie heraus, die Prozesse der Inklusion und Exklusion in Praktiken, Strukturen und Kulturen sichtbar macht.

    Für die Redaktion

    Felix Buchhaupt

    Literatur

    Heinrich, M., Urban, M. & Werning, R. (2013). Grundlagen, Handlungsstrategien und Forschungsperspektiven für die Ausbildung und Professionalisierung von Fachkräften für inklusive Schulen. In H. Döbert & H. Weishaupt (Hrsg.), Inklusive Bildung professionell gestalten. Situationsanalyse und Handlungsempfehlungen (S. 69–133). Münster: Waxmann.

    Hillenbrand, C., Melzer, C. & Hagen, T. (2013). Bildung schulischer Fachkräfte für inklusive Bildungssysteme. In H. Döbert & H. Weishaupt (Hrsg.), Inklusive Bildung professionell gestalten. Situationsanalyse und Handlungsempfehlungen (S. 33–68). Münster: Waxmann.

    Moser, V. (2013). Professionalisierungsforschung als Unterrichtsforschung. In H. Döbert & H. Weishaupt (Hrsg.), Inklusive Bildung professionell gestalten. Situationsanalyse und Handlungsempfehlungen (S. 135–146). Münster: Waxmann.

  • Sonderheft: Inklusive Erwachsenenbildung
    Bd. 2 Nr. 4 (2020)

    Die Erwachsenenbildung steht weit weniger im Blickfeld der Forschung zu Inklusion und zur Qualifizierung für Inklusion (Ackermann, 2017). Dabei schließt die UN-Behindertenrechtskonvention die Erwachsenenbildung ausdrücklich mit ein, wenn es darum geht, angemessene Vorkehrungen zu treffen, um einen diskriminierungsfreien und gleichberechtigten Zugang zu Bildung zu ermöglichen (Art. 24 Abs. 5 BRK, Hirschberg & Lindmeier, 2013). In dieser Ausgabe der QfI - Qualifizierung für Inklusion rücken Prof. Dr. Marianne Hirschberg (Universität Kassel), Dr. Sabine Lauber-Pohle und Dr. Ramona Kahl (Philipps-Universität Marburg) sowie Felix Buchhaupt (Universität Frankfurt) in Gastherausgebendenschaft daher die inklusive Erwachsenenbildung ins Zentrum der Betrachtung. Diese bewegt sich stetig im Schnittfeld verschiedener erziehungswissenschaftlicher Disziplinen wie der Sonderpädagogik und der Erwachsenenbildung.

    Der Call for Papers dieses Sonderhefts hat deshalb angestrebt, die unterschiedlichen disziplinären Diskurse miteinander zu verschränken, behindertenpädagogische und erwachsenenbildnerische Perspektiven miteinander zu verbinden und so Grenzen sichtbar und durchdringbar zu machen. Wesentliche Aspekte sind hierbei aus unserer Perspektive:

    • Professionelle Handlungsstrategien in der Erwachsenenbildung und deren wissenschaftliche Untersuchung
    • Professionalisierung im Kontext pädagogischer Organisationen und/oder Professionen, insbesondere auch der Frage organisationsgebundener Professionsentwicklung und professionsgebundener Organisationsentwicklung
    • Fragen der inklusions- und behindertenpädagogischen Fachlichkeit in der allgemeinen Erwachsenenbildung, der arbeits- und betrieblichen Weiterbildung sowie der beruflichen Weiterbildung
    • Perspektive der Adressat*innen von Erwachsenenbildungsangeboten auf die Qualifikationsbedarfe von Mitarbeitenden

    Die eingereichten Beiträge beziehen sich vor allem auf zwei der genannten Segmente der Erwachsenenbildung – die allgemeine Erwachsenenbildung unter Einbeziehung des zweiten Bildungsweges und die inklusive Gestaltung hochschulischen Lernens sowohl in der wissenschaftlichen Weiterbildung als auch in der grundständigen, inklusiven Hochschullehre. Ihnen gemeinsam ist, dass sie sich mit der Professionalisierung im Kontext von pädagogischen Organisationen und/oder Professionen, insbesondere auch der Frage organisationsgebundener Professionsentwicklung und professionsgebundener Organisationsentwicklung befassen.

    Wir danken den Autorinnen und Autoren für die vielfältigen Einblicke in die Qualifizierung für eine inklusive Erwachsenenbildung.

    Für die Herausgebenden

    Marianne Hirschberg, Sabine Lauber-Pohle und Ramona Kahl

  • Elementarpädagogik
    Bd. 2 Nr. 3 (2020)

    Die aktuelle Ausgabe der QfI - Qualifizierung für Inklusion widmet sich schwerpunktmäßig der Frühpädagogik. Dieses Feld pädagogischer Praxis zeichnet sich durch ein besonders hohes Maß an Heterogenität und Diversität aus, sodass Fragen einer inklusionsbezogenen Qualifizierung von Fachkräften eine große Bedeutung zukommt. Dabei spricht einiges für die Annahme, dass sich ein adäquates, systematischen Bildungsbenachteiligungen entgegenwirkendes, inklusives professionelles Handeln nur auf der Basis intersektionaler Zugänge entwickeln lassen wird, die der Verschränkung differenter Dimensionen sozialer Ungleichheit Rechnung tragen. Dabei ist es vermutlich nicht entscheidend, ob diese Konzeptionen bei Fragen der sozio-ökonomischen Marginalisierung, des Geschlechts, der Behinderung, der Auswirkungen familiärer Migrationserfahrungen oder den Effekten einer anderen Differenzkategorie ansetzen. Entscheidend für die innovative Qualität von Ansätzen einer inklusionsbezogenen Professionalisierung in der Frühpädagogik dürfte die Frage sein, ob die Qualifizierungsangebote eine Erweiterung von Handlungsoptionen aus einer Berücksichtigung der Relation und Interdependenz der verschiedenen Bildungsteilhabe potenziell restringierenden Dimensionen der Benachteiligung entwickeln.

    Diese Zielsetzung erweist sich nicht zuletzt vor dem Hintergrund eines generell noch immer wenig fortgeschrittenen Professionalisierungsniveaus in der Elementarpädagogik als sehr anspruchsvoll. Die Aufsätze in diesem Heft liefern hier wichtige Beiträge zur Weiterentwicklung des Feldes – beispielsweise, in dem sie vor dem Hintergrund eines erweiterten kompentenz- und strukturtheoretischen Professionalisierungsverständnisses empirisch rekonstruieren, welche differenten professionellen und organisationalen Logiken in Kitas und in der Frühförderung wirken und welche Qualifizierungserfordernisse sich hieraus für eine professionelle Kooperation ergeben (Hamacher / Seitz). Andere Beiträge fokussieren entweder spezifische Felder, wie das der Medienbildung in der Frühpädagogik (Güneşli), aus einer intersektionalen Perspektive, um spezifische professionelle Kompetenzen zu beschreiben, oder präsentieren ein bereits evaluiertes, umfassendes Weiterbildungscurriculum, das insbesondere für inklusionsbezogene Teamfortbildungen genutzt werden kann (Albers et al.). Sehr interessante Impulse kann auch der Beitrag von Hormann und Disep geben, der seine am Beispiel der Gestaltung inklusiver Spiel- und Lernsituationen gewonnenen Ergebnisse zu Prozessen einer professionellen Selbst- und Praxisreflexion auch unter einer methodologischen Perspektive im Hinblick auf die empirische Produktivität des Ansatzes des Stimulated Recalls für die Professionalisierungsforschung reflektiert.

    Abgerundet wird das Heft durch zwei Beiträge, die inklusionsbezogene Professionalisierungsfragen in einem anderen Feld – dem der universitären Lehrerbildung – untersuchen. Leonhardt vergleicht die Herausforderung, im steigenden Maße Quereinsteiger in das Lehramtsstudium auch für die Erfordernisse inklusiven Unterrichts vorbereiten zu müssen, mit den Erfahrungen mit grundständig Studierenden und Goldfriedrich et al. untersuchen die Modulhandbücher von inklusionspädagogischen Studiengängen an vier Standorten, die in der universitären Lehrkräftebildung auf eine Integration oder Verschränkung von Förder- und Grundschulstudiengängen setzen. Der Vergleich mit dem durch die European Agency for Development in Special Needs Education vorgeschlagenen Kompetenzprofil für inklusiv arbeitende Lehrkräfte – so viel sei hier vorweggenommen – zeigt, dass an allen untersuchten Standorten nur Ausschnitte dieses umfassend angelegten Modells realisiert werden.

    Für die Herausgeber

    Michael Urban

  • Sonderheft: Wissenstransfer
    Bd. 2 Nr. 2 (2020)

    Der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis ist ein bereits seit langem diskutiertes Problemfeld in der Erziehungswissenschaft. Dabei wird schon die Verwendung des Begriffs „Transfer“ zur Verhältnisbestimmung von wissenschaftlichem Wissen und professionellem Handlungswissen, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Befunde der Wissensverwendungsforschung aus den 1980er Jahren, aus guten Gründen problematisiert. Die Vorstellung eines einfachen Transfers wissenschaftlichen Wissens in die (pädagogische) Praxis ignoriere die unterschiedlichen Eigenlogiken des Wissenschafts- und des Praxissystems und stelle mithin eine unzulässige Komplexitätsreduktion dar. Sinnvoller sei es, von Transformation oder Relationierung zu sprechen, wenn wissenschaftliches Wissen im Praxissystem überhaupt handlungsrelevant wird.

    Gleichwohl bleibt der Begriff des Transfers im Diskurs dominant. Aktuell fordert das Bundesministerium für Bildung und Forschung im 2017 aufgelegten zweiten Rahmenprogramm zur empirischen Bildungsforschung in diesem Zusammenhang, dass Fragen, „die sich mit dem Transfer und der Implementation wissenschaftlich fundierter Erkenntnisse befassen“ stärker in geförderten Projekten berücksichtigt werden sollen. Entsprechende Fragen stellen sich auch im Kontext von Inklusion und damit auch im Rahmen der in der Förderrichtlinie „Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte für inklusive Bildung“ geförderten Projekte.

    Bei einem von den Herausgebern dieser Zeitschrift organisierten Symposium an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main im Herbst 2019 wurde das Thema aufgegriffen und mit den beteiligten Projekten der genannten Förderrichtlinie intensiv diskutiert. Eingeladen waren dazu Referent*innen unterschiedlicher fachlicher Schwerpunkte, die sich aber alle durch eine intensive Beschäftigung mit Fragen der Verhältnisbestimmung von wissenschaftlichem und professionellem Wissen auszeichnen.

    Wir sind sehr froh darüber, vier Referent*innen dafür gewonnen zu haben, ihre Vorträge für eine Veröffentlichung im Rahmen dieser Ausgabe auszuarbeiten. Die Beiträge von Herbert Altrichter, von Simone Breit und von Anke König bearbeiten die Thematik aus der Perspektive der Wissenschaft. Mit dem Beitrag von Helle Becker werden die Fragen des Wissenstransfers aus einer Perspektive einer intermediären Institution zwischen Forschung und Praxis dargestellt.

     

    Für die Herausgeber
    Felix Buchhaupt & Dieter Katzenbach

  • Pädagogische Fachlichkeit
    Bd. 2 Nr. 1 (2020)

    Es scheint unstrittig, dass die Einführung inklusiver Bildung mit veränderten Anforderungen an die pädagogischen Fachkräfte einhergeht. Egal in welchem Bildungsbereich sie inklusive Bildung realisieren sollen, stehen die Fachkräfte dabei vordergründig vor der Herausforderung eines produktiven Umgangs mit Heterogenität. In enger Verbindung damit eröffnen sich dann Themenfelder wie z.B. Interdisziplinarität und Kooperation, die Gestaltung des Ein- und Ausschlusses in pädagogischen Institutionen und auch die Entwicklung von inklusionsspezifischen didaktischen Modellen. 

    In unserem Call for Papers für den Themenschwerpunkt „Pädagogische Fachlichkeit“ haben wir dazu aufgefordert, sich an der theoretischen und empirischen Klärung des Verständnisses von „pädagogischer Fachlichkeit“ zu beteiligen und dabei auch an vorliegende Ansätze wie die zum professionellen (Experten-)Wissen (Bromme 1992), zur pädagogischen Professionalität  (Helsper & Combe 1996) oder zur professionellen Kompetenz (Baumert & Kunter 2006) anzuknüpfen und diese gegebenenfalls unter den Spezifika inklusionspädagogischer Anforderungen weiterzuentwickeln.
    Diese Aufforderung hat eine erfreulich breite Resonanz gefunden, was als Hinweis auf die Aktualität dieser Fragestellung verweist. In insgesamt zehn Beiträgen werden aus unterschiedlicher disziplinärer Perspektive unter anderem die folgenden Fragen aufgegriffen und diskutiert:

    • Wie lässt sich pädagogische Fachlichkeit für inklusive Bildung theoretisch beschreiben?
    • Welches Wissen, welche Kompetenzen, Fähigkeiten, welche Antinomien usw. werden mit den entsprechenden Konzeptualisierungen auf Seiten der professionell Tätigen verbunden?
    • Welche methodologischen Rahmungen liegen Forschungsvorhaben zugrunde, mit denen pädagogischer Fachlichkeit empirisch nachgegangen wird?
    • Wie schlagen sich theoretische Konzeptionalisierungen und empirische Forschungsergebnisse zu pädagogischer Fachlichkeit in der Gestaltung von Aus-, Fort- und Weiterbildungsangeboten nieder?
    • Welche aktuellen, die Anforderungen inklusiver Settings berücksichtigende Forschungsergebnisse können zu einem differenzierteren Verständnis pädagogischer Fachlichkeit und zu den Erfordernissen einer Qualifizierung pädagogischer Fachkräfte beitragen?

    Für die Herausgeber

    Dieter Katzenbach

  • Qualifizierung für Inklusion
    Bd. 1 Nr. 1 (2019)

    Die Gründung der Zeitschrift QfI - Qualifizierung für Inklusion reagiert als ein wissenschaftliches Publikationsorgan auf aktuelle Entwicklungen, die sich nicht nur in der erziehungswissenschaftlichen Forschung, sondern auch und insbesondere in außerwissenschaftlichen Feldern vollziehen. In einer sozialen Situation, in der sich pädagogische Institutionen und Handlungsfelder über lange Zeiträume entlang der Differenz von als normal und behindert unterschiedenen Adressat*innen ausdifferenzieren konnten, sind auf eine Stärkung der gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen zielende politische und rechtliche Veränderungen wirksam geworden und Diskurse entstanden, die auf eine grundlegende Dekonstruktion der Differenzfigur dis/ability und der damit verbundenen sozialen Segregations- und Exklusionspraktiken zielen. Diese gesellschaftlichen Transformationen, die sich rechtlich beispielsweise in der UN-Behindertenrechtskonvention und in Zielen für nachhaltige Entwicklung der UN manifestieren, wirken auf die unterschiedlichen pädagogischen Handlungsfelder und Institutionen zurück. Die Abgrenzung und Ausdifferenzierung von Sonderinstitutionen für Menschen mit Behinderungen scheint mit grundlegenden menschenrechtlichen Anforderungen an die Gestaltung sozialer Institutionen nicht mehr vereinbar zu sein. Für das Feld des pädagogischen Handelns und die Welt pädagogischer Einrichtungen und Institutionen erzeugt dies drängende und komplexe Transformationsbedarfe. Im Zentrum dieser laufenden, ansetzenden oder auch nur als erforderlich beschreibbaren Veränderungen stehen Entwicklungsbedarfe, mit denen sich pädagogische Professionelle und die Organisationen, in denen sie arbeiten, konfrontiert sehen. Nach ihnen benennt sich unsere neue Zeitschrift: Qualifizierung für Inklusion.

    Die Zeitschrift ist multidisziplinär und multiparadigmatisch konzipiert. Sie öffnet sich allen relevanten Bildungsbereichen. Publiziert werden theoretische und empirische Beiträge, die sich mit der Erforschung inklusionsbezogener Aus-, Fort- und Weiterbildungsprozesse pädagogischer Fachkräfte befassen. Die Beiträge können von didaktisch-methodischer, konzeptioneller, kompetenz- oder professionalisierungstheoretischer Relevanz sein oder ihren Schwerpunkt auf methodologische Problematiken legen.

    Wir hoffen auf ein breites Spektrum innovativer wissenschaftlicher Arbeiten, das die Vielfalt an konzeptionellen Arbeiten zur Entwicklung und Implementierung empirie- und theoriebasierter Qualifizierungsmaßnahmen für inklusive Bildung sichtbar macht. Durch die Bereitstellung einer review-basierten open-access-Publikationsmöglichkeit möchten wir zur Weiterentwicklung des Forschungsfelds der Professionalisierung pädagogischer Fachkräfte beitragen.

     Die Herausgeber

    Dieter Katzenbach und Michael Urban