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Bd. 2 Nr. 3 (2020): Elementarpädagogik
Die aktuelle Ausgabe der QfI - Qualifizierung für Inklusion widmet sich schwerpunktmäßig der Frühpädagogik. Dieses Feld pädagogischer Praxis zeichnet sich durch ein besonders hohes Maß an Heterogenität und Diversität aus, sodass Fragen einer inklusionsbezogenen Qualifizierung von Fachkräften eine große Bedeutung zukommt. Dabei spricht einiges für die Annahme, dass sich ein adäquates, systematischen Bildungsbenachteiligungen entgegenwirkendes, inklusives professionelles Handeln nur auf der Basis intersektionaler Zugänge entwickeln lassen wird, die der Verschränkung differenter Dimensionen sozialer Ungleichheit Rechnung tragen. Dabei ist es vermutlich nicht entscheidend, ob diese Konzeptionen bei Fragen der sozio-ökonomischen Marginalisierung, des Geschlechts, der Behinderung, der Auswirkungen familiärer Migrationserfahrungen oder den Effekten einer anderen Differenzkategorie ansetzen. Entscheidend für die innovative Qualität von Ansätzen einer inklusionsbezogenen Professionalisierung in der Frühpädagogik dürfte die Frage sein, ob die Qualifizierungsangebote eine Erweiterung von Handlungsoptionen aus einer Berücksichtigung der Relation und Interdependenz der verschiedenen Bildungsteilhabe potenziell restringierenden Dimensionen der Benachteiligung entwickeln.
Diese Zielsetzung erweist sich nicht zuletzt vor dem Hintergrund eines generell noch immer wenig fortgeschrittenen Professionalisierungsniveaus in der Elementarpädagogik als sehr anspruchsvoll. Die Aufsätze in diesem Heft liefern hier wichtige Beiträge zur Weiterentwicklung des Feldes – beispielsweise, in dem sie vor dem Hintergrund eines erweiterten kompentenz- und strukturtheoretischen Professionalisierungsverständnisses empirisch rekonstruieren, welche differenten professionellen und organisationalen Logiken in Kitas und in der Frühförderung wirken und welche Qualifizierungserfordernisse sich hieraus für eine professionelle Kooperation ergeben (Hamacher / Seitz). Andere Beiträge fokussieren entweder spezifische Felder, wie das der Medienbildung in der Frühpädagogik (Güneşli), aus einer intersektionalen Perspektive, um spezifische professionelle Kompetenzen zu beschreiben, oder präsentieren ein bereits evaluiertes, umfassendes Weiterbildungscurriculum, das insbesondere für inklusionsbezogene Teamfortbildungen genutzt werden kann (Albers et al.). Sehr interessante Impulse kann auch der Beitrag von Hormann und Disep geben, der seine am Beispiel der Gestaltung inklusiver Spiel- und Lernsituationen gewonnenen Ergebnisse zu Prozessen einer professionellen Selbst- und Praxisreflexion auch unter einer methodologischen Perspektive im Hinblick auf die empirische Produktivität des Ansatzes des Stimulated Recalls für die Professionalisierungsforschung reflektiert.
Abgerundet wird das Heft durch zwei Beiträge, die inklusionsbezogene Professionalisierungsfragen in einem anderen Feld – dem der universitären Lehrerbildung – untersuchen. Leonhardt vergleicht die Herausforderung, im steigenden Maße Quereinsteiger in das Lehramtsstudium auch für die Erfordernisse inklusiven Unterrichts vorbereiten zu müssen, mit den Erfahrungen mit grundständig Studierenden und Goldfriedrich et al. untersuchen die Modulhandbücher von inklusionspädagogischen Studiengängen an vier Standorten, die in der universitären Lehrkräftebildung auf eine Integration oder Verschränkung von Förder- und Grundschulstudiengängen setzen. Der Vergleich mit dem durch die European Agency for Development in Special Needs Education vorgeschlagenen Kompetenzprofil für inklusiv arbeitende Lehrkräfte – so viel sei hier vorweggenommen – zeigt, dass an allen untersuchten Standorten nur Ausschnitte dieses umfassend angelegten Modells realisiert werden.
Für die Herausgeber
Michael Urban